von Carsten Ackermann
In den 90er-Jahren gab es einen Wettbewerb, den unser Nachbar HC Essen ins Leben gerufen hatte: den Ruhrcup. Teilnehmen durften alle Mannschaften aus dem Ruhrgebiet. Der Sieger wurde im K.O.-System ermittelt. Großer Favorit war zur damaligen Zeit – und er wäre es auch heute noch, wenn der Wettbewerb nicht Ende der 90er-Jahre eingestellt worden wäre – der HTC Uhlenhorst Mülheim.
Bis dato war unsere erste Herrenmannschaft jeweils zweimal in der ersten Runde gescheitert, nach Niederlagen gegen die damaligen Regionalligisten Etuf Essen und OTHC Oberhausen. Beim dritten Mal sollte alles anders werden. Wir bekamen in der ersten Runde den großen Favoriten aus Mülheim zugelost, damals amtierender Deutscher Feldhockeymeister und Europacupsieger.
Es war der 25. August 1993, ein Mittwochabend. Die Mülheimer traten nicht mit ihrer kompletten ersten Mannschaft an, sondern hatten nur einige Akteure aus ihrem Bundesligakader dabei. Aber die Zweite spielte immerhin auch eine Klasse höher als wir. Am Ende wurde es zu einem dieser Tage, die man nicht vergisst. Respekt? Ja. Angst? Nein, eher Vorfreude. Das war die Stimmungslage vor der Partie, die eine Kulisse an den Eisenhammer zog, die es lange nicht gegeben hatte.
„Ein Solo über den halben Platz mit einem Traumtor in den Winkel“
Zum Spiel: Zur Halbzeit 0:0 mit leichten Feldvorteilen für Uhlenhorst. Dann ein Solo von Dirk Ackermann durch die halbe Mülheimer Abwehr, ansatzloser Schuss – 1:0 (47.)! War es das? Nein, war es nicht. Mülheim glich 16 Minuten vor Schluss aus. Die Wende zu Gunsten des Favoriten? Nein, auch nicht. Zwölf Minuten vor Schluss „schloss erneut Dirk Ackermann sein Solo über den halben Platz mit einem Traumtor in den Winkel ab“ wie die WAZ damals schrieb. 2:1 für uns. Nur noch zwölf Minuten zu überstehen.
Die Uhlen, angetrieben von ihrem Bundesligastürmer Uli Oeckinghaus, rannten verzweifelt an, aber unsere Abwehr hielt dicht. Abpfiff, die Sensation war perfekt. Jubeltraube, Freudentänze. Mülheim erwies sich als fairer Verlierer, gratulierte zum verdienten Sieg und trank mit uns anschließend ein Bier im Clubhaus.
Für uns sollte der Traum noch weitergehen. Im Viertelfinale besiegten wir den klassenhöheren Oberligisten OTHC Oberhausen mit 2:1. Im Halbfinale war dann gegen den späteren Sieger und Regionalligisten Kahlenberger HTC Endstation: 0:3 nach großem Kampf. Der Pokal blieb also in Mülheim und ging, nachdem Uhlenhorst ihn im Jahr darauf zum dritten Mal gewann, endgültig in deren Besitz über. Für uns blieb die Erinnerung an einen „Riesen-Coup“.
Die Aufstellung des HTC Kupferdreh beim 2:1‑Sieg gegen den HTC Uhlenhorst Mülheim:
Dirk Lüttenberg, Stefan Märtens, Daniel Koch, Axel Glettenberg, Michael Middeldorf, Reiner Hautkappe, Dirk Steinberg, Arnd Klauwer, Dirk Ackermann, Jörg Steinberg, Martin Heiderich, Carsten Ackermann, Joachim Heymann
Schiedsrichter: Christian Siebrecht (der später auch das Hockey-Olympiafinale 2000 in Sydney zwischen Holland und Südkorea leitete) und Helmut Deters
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